Ludwig Eichrodt, ein humoristischer Dichter aus Durlach bei Karlsruhe, lebte im 19. Jahrhundert (1827-1892). In Heidelberg und Freiburg studierte er Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaften. Gemeinsam mit seinem Studienfreund Adolf Kußmaul erfand er die Figur des schwäbischen Dorflehrers Gottlieb Biedermeier- eine Figur, nach der später eine ganze Epoche ihren Namen erhielt.
Julia Meyer
Wenn Einer sich was Gutes wünscht
Und hat nicht viel zu wünschen,
Der thut sich einen großen Dienst
Und geht sogleich nach München.
Ein' Rausch zu kaufen, ist nicht schwier'g
Das zweit Haus ist ein Wirthshaus,
Das erste Haus ist eine Kirch
Oder sonst ein Seelenhirtshaus.
Drum wer nicht auf der Straß will stehn,
Hat auch nicht lang zu wählen,
Auch lassen sich die Mädels sehn,
Fast lauter schöne Seelen.
Viel Wesens macht man aus der Kunst
In höhern Regionen,
Und Händel hat man ganz umsonst
Nach allen Dimensionen.
Auch gibt es nebenher Gewinn
Bei Menschen, welche malen,
Die stellen Einen nackig hin
Und thun es gut bezahlen.
Dann kommt man oft bei Tag und Nacht
In's ärgste Regenwetter
Und nimmt man sich nicht recht in Acht,
Auch in die fliegenden Blätter.
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Ludwig Eichrodt: gemeinfrei